Versicherung von Groß-Batteriespeichern (BESS): Risikomanagement für Anlagen im MWh-Bereich

Mit dem wachsenden Bedarf an Netzstabilität, Sektorkopplung und dezentraler Energieinfrastruktur gewinnen Großbatteriespeicher (Battery Energy Storage Systems, BESS) im MWh-Bereich zunehmend an Bedeutung. Ob im Kontext von Redispatch 2.0, Frequenzregelleistung oder als Bestandteil von Erneuerbaren-Parks – Betreiber solcher Anlagen tragen ein hohes technisches, wirtschaftliches und haftungsrechtliches Risiko. Eine passgenaue Versicherung ist daher ein zentraler Baustein im übergeordneten Risikomanagement.

Komplexe Risikostruktur von BESS-Großanlagen

Im Vergleich zu Heimspeichern oder kleineren Gewerbespeichern weisen großskalige BESS eine deutlich höhere Risikodichte auf:

  • Energiedichte & Systemgröße: Mit Kapazitäten im zwei- bis dreistelligen MWh-Bereich können erhebliche Brand- und Explosionspotenziale einhergehen.
  • Systemkomplexität: Großanlagen bestehen aus modularen Speichereinheiten, Umrichtern, Transformatoren, Steuerungs- und Kühlsystemen – technische Ausfälle können kaskadierende Effekte haben.
  • Standort- und Netzbindung: Viele Großspeicher sind netzseitig integriert oder an kritische Infrastrukturen angebunden. Ausfälle können direkte Systemrelevanz haben.
  • Anwendungsvielfalt: Die Ertragslogik variiert je nach Einsatzfeld, von Spitzenlastkappung bis zum Intraday-Handel - was die Anforderungen an Ertragsausfallversicherungen erhöht.

Daraus folgt: Standardisierte Policen reichen für diese Anlagen nicht aus. Es braucht versicherungstechnisch individualisierte, technologieoffene Lösungen.

Relevante Versicherungsbausteine für BESS

Ein wirkungsvoller Versicherungsschutz für Großbatteriespeicher basiert auf vier zentralen Säulen:

Sachversicherung (All-Risk)

Diese Police deckt physische Schäden am gesamten System ab: etwa durch Feuer, Explosion, Blitzschlag, Kurzschluss, Wasser, Vandalismus oder Naturereignisse. Wichtig ist die Einbeziehung aller Systemkomponenten (Batterieracks, HVAC, Container, Leittechnik). Versichert wird der Wiederherstellungswert, inklusive De- und Remontagekosten.

Ertragsausfall- bzw. Betriebsunterbrechungsversicherung

Im Schadenfall können signifikante Umsätze aus dem Energiehandel oder netzseitigen Dienstleistungen entfallen. Eine angepasste Ertragsausfallversicherung, die auch Leistungsvergütungen (z. B. bei FCR oder aFRR) berücksichtigt, ist essenziell. Die Höhe der Versicherungssumme sollte auf Basis der individuellen Geschäftsmodelle berechnet werden.

Haftpflichtversicherung (Betriebshaftpflicht)

Großspeicher bergen ein erhöhtes Haftungsrisiko gegenüber Dritten, z. B. bei Feuerübersprung, Netzeinspeisefehlern oder Unfällen durch Bedienfehler. Eine erweiterte Betriebshaftpflicht sollte auch Betriebs- und Umweltschäden erfassen.

Montage- und Inbetriebnahmeversicherung

Für Speicheranlagen im Bau oder in der Umrüstung empfiehlt sich eine projektbezogene Montageversicherung. Sie greift bei Schäden während Installation, Transport, Probebetrieb oder Inbetriebsetzung.

Technische Voraussetzungen und Versicherbarkeit

Großbatteriespeicher sind versicherbar, wenn technische Mindeststandards erfüllt sind. Folgende Aspekte beeinflussen die Risikobewertung maßgeblich:

  • Zertifizierte Sicherheit: Systeme nach IEC 62619, UL 9540A oder VDE-AR-E 2510-50 gelten als versicherungstechnisch bevorzugt.
  • Aktives & passives Brandschutzkonzept: Dazu gehören Brandfrühwarnsysteme, automatische Löschanlagen (z. B. Aerosol, Inertgas), feuerbeständige Container, thermische Entkopplung und Notabschaltung.
  • Technisches Monitoring: Die kontinuierliche Überwachung der Zellparameter (Temperatur, Spannung, SoC/SoH) über ein zuverlässiges BMS (Battery Management System) ist Pflicht.
  • Dokumentation & Betriebskonzept: Versicherer verlangen Wartungspläne, Bedienkonzepte, Notfallpläne sowie einen Nachweis zur Schulung des Betriebspersonals.

Projektspezifische Bewertung statt Schema-F

Die Ausgestaltung des Versicherungsschutzes sollte frühzeitig in die Projektentwicklung integriert werden. Versicherer orientieren sich nicht nur an der Technologie, sondern auch an:

  • Eigentumsverhältnissen (z. B. Betreiberleasing, PPA-Betrieb, Investorenstruktur) und wirtschaftlicher Zuverlässigkeit
  • Kooperationspartnern (Netzbetreiber, Aggregatoren, Direktvermarkter)
  • Standortdaten (z. B. in Industriegebieten, wassergefährdete Lagen ...)

Daher empfiehlt sich die individuelle Bewertung jedes Projekts gemeinsam mit technischen Fachplanern und einem versierten Versicherungsmakler.

Fazit: Absicherung von Groß-BESS ist Risikomanagement auf Systemebene

Großbatteriespeicher sind kritische Infrastrukturen mit hohen Schadenssummen und systemischer Relevanz. Ein professioneller Versicherungsschutz gehört zwingend zur Gesamtplanung solcher Anlagen, nicht als spätere Pflicht, sondern als integrativer Bestandteil der technischen und finanziellen Projektstruktur. Durch frühzeitige Risikoanalyse, individuelle Policengestaltung und systematische Sicherheitsmaßnahmen lässt sich der Versicherungsschutz effektiv, wirtschaftlich und nachhaltig gestalten.

Angebot für eine Groß-Batteriespeicher (BESS) Versicherung anfragen

Gerne erstellen wir Ihnen individuelle Angebote zur Versicherung von BESS Projekten. Damit eine Risikobeurteilung und Angebotserstellung möglich ist, senden Sie uns bitte den Risikofragebogen ausgefüllt und unterzeichnet zu.