Die Combined Ratio – auf Deutsch oft als kombinierte Schaden-Kosten-Quote bezeichnet – ist eine der wichtigsten Kennzahlen in der Schaden- und Unfallversicherung. Sie zeigt, ob ein Versicherer allein mit seinem Kerngeschäft profitabel arbeitet. Kapitalanlageerträge werden dabei ausgeklammert, sodass die Zahl das reine Versicherungsgeschäft abbildet.
Die Kennzahl setzt sich aus zwei Teilgrößen zusammen. Die Schadenquote stellt das Verhältnis von gezahlten Schäden und Rückstellungen zu den verdienten Beiträgen dar. Die Kostenquote umfasst Verwaltungs- und Abschlusskosten, ebenfalls ins Verhältnis zu den Beiträgen gesetzt. Addiert man beide Quoten, ergibt sich die Combined Ratio.
Beispiel: Ein Versicherer hat eine Schadenquote von 72 Prozent und eine Kostenquote von 25 Prozent. Seine Combined Ratio liegt bei 97 Prozent.
Ein Wert unter 100 Prozent bedeutet, dass Schäden und Kosten durch die Prämien gedeckt sind und das Versicherungsgeschäft operativ Gewinne abwirft. Liegt die Combined Ratio über 100 Prozent, reichen die Prämien nicht aus. Verluste können dann nur über Kapitalanlageerträge ausgeglichen werden.
In vielen Märkten gilt eine Combined Ratio zwischen 95 und 99 Prozent als solide. Extrem niedrige Werte können darauf hinweisen, dass Beiträge sehr hoch kalkuliert sind und Wettbewerbsnachteile drohen.
Die Kennzahl wird vor allem in der Schaden- und Unfallversicherung genutzt, zum Beispiel in der Kfz-, Wohngebäude-, Haftpflicht- oder Gewerbeversicherung. Analysten, Investoren und Aufsichtsbehörden achten besonders auf die Combined Ratio, weil sie ein direktes Bild der Underwriting-Qualität vermittelt.
Praxisbeispiel: In der deutschen Kraftfahrtversicherung schwankt die Combined Ratio regelmäßig um die 100-Prozent-Marke. Einzelne Anbieter berichten von Jahren mit 102 oder 103 Prozent – ein Verlust im Kerngeschäft, der nur durch Kapitalerträge ausgeglichen werden konnte.
Die Combined Ratio darf nicht mit der Operating Ratio verwechselt werden. Diese bezieht zusätzlich Kapitalerträge ein und zeigt die Gesamtrentabilität eines Versicherers. Auch die Loss Ratio (Schadenquote) und die Expense Ratio (Kostenquote) sind eng verwandt, bilden jedoch nur Teilaspekte ab.
Die Combined Ratio ist eine unverzichtbare Kennzahl zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von Versicherungsunternehmen. Sie ist leicht zu berechnen, international vergleichbar und bietet klare Hinweise auf die Profitabilität des Versicherungsgeschäfts ohne Kapitalanlage. Damit gehört sie zu den zentralen Steuerungsgrößen im Versicherungswesen.
Datum der letzten Änderung: 05.09.2025