Amortisationszeit

Die Amortisationszeit beschreibt den Zeitraum, bis die anfänglichen Investitionskosten einer Photovoltaikanlage durch erzielte Einnahmen und eingesparte Strombezugskosten ausgeglichen sind. Mit Erreichen der Amortisation erwirtschaftet die Anlage rechnerisch einen Überschuss, wobei Laufzeit, Komponentenqualität und Betriebskosten den realen Zeitverlauf bestimmen.

Was wird einbezogen

Zur Investition zählen Anschaffung und Montage der Module, Wechselrichter, Unterkonstruktion, DC/AC-Verkabelung, Zählerplatz, Planung, Gerüst sowie optional Speicher und Wallbox. Auf der Ertragsseite stehen Einspeisevergütung, Vergütung aus Direktvermarktung und vor allem die Ersparnis durch Eigenverbrauch. Laufende Posten wie Photovoltaikversicherung, Betreiber-Haftpflichtversicherung, Zählermiete, Wartung, Reinigung und gegebenenfalls Einspeisemanagement mindern den Jahresertrag.

Statische Amortisation

Die einfache, statische Methode teilt die Nettoinvestition durch den durchschnittlichen jährlichen Netto-Cashflow aus der Anlage. Ergebnis ist die Anzahl der Jahre bis zum Kostenausgleich. Diese Sicht ist leicht nachvollziehbar, ignoriert jedoch zeitliche Veränderungen wie Strompreissteigerungen, Anlagendegradation oder Zins- und Inflationseffekte.

Dynamische Amortisation

Die dynamische Betrachtung arbeitet mit abgezinsten Zahlungsströmen. Gesucht ist der Zeitpunkt, an dem der kumulierte Barwert der Zuflüsse den Barwert der Ausgaben übersteigt. Verwendet wird ein Kalkulationszins, der Opportunitätskosten und Inflation abbildet. Verwandte Kennzahlen sind Kapitalwert und interner Zinsfuß; sie liefern ein vollständigeres Bild der Wirtschaftlichkeit als die reine Zeit bis zur Amortisation.

Einflussfaktoren bei Photovoltaik

Entscheidend sind Standort und Globalstrahlung, Modulneigung und Ausrichtung, Verschattung, Systemwirkungsgrad, Anlagengröße, Eigenverbrauchsanteil, Strompreisniveau und dessen Entwicklung, Degradation der Module, Effizienz und Austauschzyklen der Wechselrichter, Größe und Zyklenfestigkeit eines Speichers, Netz- und Messentgelte, steuerliche Behandlung sowie verfügbare Förderungen oder zinsgünstige Kredite.

Praxisformel statisch

Amortisationszeit ≈ Investition netto ÷ (Einspeiseerlöse + Stromkosteneinsparung − Betriebskosten)


Zur Stromkosteneinsparung zählt die Menge des selbst verbrauchten PV-Stroms multipliziert mit dem ansonsten zu zahlenden Strompreis. Einspeiseerlöse ergeben sich aus der eingespeisten Energie multipliziert mit dem geltenden Vergütungssatz beziehungsweise dem Marktpreis abzüglich Vermarktungskosten.

Beispielhafte Anwendung

Investition 15.000 Euro, Jahresertrag 8.500 kWh, Eigenverbrauch 40 Prozent, Haushaltsstrompreis 35 Cent/kWh, Einspeisevergütung 9 Cent/kWh, Betriebskosten 180 Euro pro Jahr. Nettozufluss pro Jahr: 8.500 × 0,40 × 0,35 Euro + 8.500 × 0,60 × 0,09 Euro − 180 Euro. Daraus ergibt sich ein jährlicher Cashflow, mit dem sich die Amortisationszeit abschätzen lässt. In einer dynamischen Rechnung würden Preissteigerungen, Degradation und ein Diskontsatz ergänzt.

Typische Fallstricke

Unterschätzung der Betriebskosten, unrealistisch hohe Eigenverbrauchsquote ohne Lastverschiebung, fehlende Berücksichtigung der Moduldegradation, zu optimistische Strompreisannahmen, ignorierte Wechselrichter-Ersatzinvestitionen, nicht einberechnete Speicherverluste und Verluste durch Verschattung. Ebenso verbreitet: Verwechslung von schneller Amortisation mit hoher Gesamtrendite; eine kurze Amortisationszeit garantiert keine überlegene Kapitalrendite.

Wie sich die Amortisation verkürzen lässt

Realistische Dimensionierung der Anlagengröße, Lastmanagement zur Erhöhung des Eigenverbrauchs, effizienter Wechselrichter und saubere DC-Planung, Vermeidung von Verschattung, Auswahl langlebiger Komponenten mit klaren Garantien, günstige Finanzierungskonditionen sowie ein Tarifmodell, das Einspeisung und Bezug sinnvoll kombiniert. Ein Speicher verkürzt die Amortisationszeit nur, wenn er technisch sinnvoll dimensioniert ist und die Mehrinvestition durch zusätzliche Einsparung über die Lebensdauer deckt.

Fazit

Die Amortisationszeit ist ein intuitiver Indikator für die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikinvestition, ersetzt aber keine umfassende Wirtschaftlichkeitsrechnung. Eine Kombination aus dynamischer Analyse, realistischen Annahmen und sauber dokumentierten Betriebsdaten liefert die belastbarsten Aussagen über die tatsächliche Rentabilität über die gesamte Lebensdauer der Anlage.

Datum der letzten Änderung: 11.09.2025


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